Es ist mir unheimlich schwer gefallen, das was ich aus diesem Buch für mich alles mitgenommen habe, in nur wenige Worten zusammenzufassen. Es sind dann tatsächlich ein paar mehr geworden, aber immer noch nicht genug. Ich hätte natürlich am liebsten das ganze Buch abgeschrieben oder es mit dem simplen Satz einfach sein lassen: „Lest einfach selbst.“ Doch das ist nicht der Sinn der Sache. Deshalb habe ich versucht die Dinge zusammenzufassen, die für mich am gravierendsten waren. Natürlich alles aus meiner persönlichen Sicht und passend zu meiner aktuellen Lage. Ich hoffe ihr habt Spaß beim Lesen, und bekommt auch Lust auf das Buch.
BIG MAGIC ...
... der Name könnte nicht passender sein, denn nichts anderes hat dieses Buch bei mir bewirkt. Nicht nur dass es zur richtigen Zeit kam, es wusste auch genau was mich gerade beschäftigt und half mir dabei mein inneres Dilemma komplett zu lösen. Wenn das kein Geschenk des Himmels ist, dann weiß ich auch nicht.
Ich versuche jetzt nicht zu sehr auszuholen, nur so weit wie nötig, obwohl die Geschichte über mich und meine Kreativität so alt ist, wie ich selbst. Ich habe im Mai letzten Jahres die Illustration für mich entdeckt und war so überwältigt von der Tatsache eventuell meine Berufung gefunden zu haben, dass ich mit superheldenhafter Energie und voller Tatendrang losrannte, um auf der Stelle meinen Traum zu verwirklichen. Ich habe Talent, darin besteht kein Zweifel, das wurde mir auch immer und immer wieder bestätigt, aber ich habe einfach 20 Jahre nicht mehr gezeichnet. Ich habe nie eine künstlerische Ausbildung gemacht, und mir alles was ich „kann“ selbst beigebracht. Und so überrollte mich das Ganze ein halbes Jahr später. Wäre ich Single, 20, unabhängig und finanziell abgesichert, wäre das bestimmt machbar gewesen, aber ich bin nun mal 38, verheiratet und Mama, habe einen Kredit abzuzahlen und kann somit kein finanzielles Risiko eingehen, "nur" um meinen Traum zu leben. Deshalb dachte ich, ich arbeite weiter in meinem jetzigen Beruf, und bau mir nebenher etwas eigenes auf, aber auch das war zu optimistisch, denn diese Superhelden Energie die ich am Anfang hatte, ging mir leider irgendwann aus.
UND NUN? Den Traum einfach wieder aufgeben? Jetzt da ich meine Kreativität wiedergefunden habe einfach wieder gehen lassen? Alles in mir sagte: „Kommt sowas von nicht in Frage!“. Mein Umfeld und meine Vernunft fragten mich aber ständig wie ich das denn machen will. Darauf wusste ich selbst keine Antwort, und war es müde im Alleingang für irgendwas zu kämpfen, das mir selbst immer unrealistischer erschien. Ich war traurig, wußte aber, dass ich so schnell keine ideale Lösung finden werde.
Und an genau diesem Punkt meines Lebens kam diese Buchempfehlung
Das war Big Magic, das sag ich euch! Dann ging es los und das Buch bzw. die zauberhafte Elizabeth Gilbert, erzählte mir eine Geschichte über einen gewissen John Gilbert, der sehr talentiert war und gerne Gedichte schrieb, ihm aber der Ruhm, den er erlangen konnte langweilte. Ich hatte übrigens das Hörbuch als Medium. Das wunderbare daran, die Schreiberin höchstpersönlich liest vor, was es noch ein großes Stück authentischer macht! Das nur so am Rande. Da fingen bei mir schon die Gedankenrädchen an sich zu drehen. Was ist wirklich, wenn man das Ziel erreicht hat? Dieser Gedanke kam mir nämlich zuvor schon, als ich den Kinderbuchillustrationskurs gemacht habe. In dieser Zeit hatte ich keine Zeit übrig, um das zu zeichnen worauf ich Lust hatte. Und dadurch fing die Sache an, sich wie jeder andere Job anzufühlen. Ich arbeitete quasi an einem fiktiven Auftrag, und all die Ideen die ich in dieser Zeit hatte, hatten keinen Platz in meinem Leben, und ich kein offenes Ohr für sie. Meine Zeit ist definitiv begrenzt, da muss man Prioritäten setzen. Beides ist nicht möglich. Zumindest nicht im Moment.
Ideen kommen und gehen
Ich hörte weiter zu, was Elizabeth zu sagen hatte. Sie erzählte mir von Ideen die kommen und wieder gehen. Ideen die sich festbeißen und darauf warten, dass man mit ihnen arbeitet und von anderen die keine Geduld haben und zu anderen Kreativen wandern, die gerade mehr Zeit haben. Es gibt sogar Ideen, die tauchen zur exakt gleichen Zeit an mehreren Orten auf. Das war unfassbar faszinierend. Ein etwas furchteinflößender Gedanke.
Du darfst die Kreativität nicht unter Druck setzen
Elizabeth erzählt mir von ihren Eltern, die zwar keine kreativen Menschen waren aber trotzdem ihren Träumen gefolgt sind. Doch ihr Vater gab niemals seinen Brotjob für den Traum auf, er lebten ihn nebenher … Und DAS, meine liebsten Leser, ist für mich DER springende Punkt. Das ist das, was ich sehr lange übersehen hatte. Es ist zwar ein Traum für jeden kreativen Menschen, von seiner Kunst leben zu können, aber selten jemand bekommt wirklich die Chance dazu. Sogar es nur zu versuchen ist schon sehr riskant (ich ahnte das schon, aber ich brauchte Elizabeth um es mir deutlich zu machen). Es einfach zu wagen, ins kalte Wasser zu springen, das kann und sollte nicht jeder einfach machen. "Einfach machen" ist nicht in jeder Situation der richtige Rat. Denn wenn man mal alles riskiert hat, für die Kunst quasi, setzt man seine Kreativität schwer unter Druck, in dem man von ihr erwarten, dass sie einen, komme was wolle, ernährt. Auch die Traum in der Lotterie zu gewinnen, reich zu heiraten, sich nie mehr Sorgen um das Geld machen zu müssen, um sich nur der Kreativität hingeben zu können … na ja, das bleiben dann wohl für die meisten von uns nur Träume. Das sollte man am besten gleich lassen, und es so machen, wie es die meisten kreativen Menschen. Den Brotjob behalten, damit die Kreativität frei bleiben kann. Mir gefällt der Gedanke, und macht von all den Zukunftsplänen und Wünschen, für mich und meinen persönlichen Weg, am meisten Sinn, weil er real ist und weil er machbar ist, UND weil ich damit gut leben kann, und meine Kreativität auch. Der Kreativität ein Ultimatum zu stellen, von ihr zu verlangen, dass sie dich reich macht, wird sie früher oder später umringen.
„Defending yourself as a creative person, begins by defining yourself!“
„Who the hell do you think you are?“ „It’s funny you should ask“ „I am a child of God, just like anyone else. I am a constituent of this universe. I have invisible spirit benefactors who believe in me, and who labor alongside me. The fact that I am here at all is evidence that I have the right to be here. I have a right to my own voice and a right to my own vision. I have a right to collaborate with creativity, because I myself am a product and a consequence of Creation.”
Es gibt nichts was es noch nicht gibt
Sie hilft mir dabei zu begreifen, dass ich nichts neues erfinden muss, quasi etwas Zeichen oder schreiben, das nie zuvor jemand gezeichnet oder geschrieben hat, denn das ist praktisch unmöglich. In dieser riesigen Welt voll mit kreativen Menschen gab es alles schon mehr als einmal. Und sie erklärt mir, dass ich mit meiner Kreativität auch nicht die Welt retten muss. Ich soll für mich schreiben, denn das rettet mich, und vielleicht hilft es ja ganz zufällig auch noch einem anderen Menschen.
Keine Ausbildung, ist die bessere Ausbildung
Sie bestätigt mich sogar darin, meine Kreativität nie schulisch ausgebildet zu haben. Sie behauptet sogar, dass kreative Menschen keine schulische Ausbildung brauchen um besser zu werden. Als Beispiel nennt sie Nobelpreisträger aus der Literatur, die allesamt Autodidakten sind. Klar sehnt man sich als Künstler nach der Bestätigung von Menschen die selbst große Künstler und Experten auf diesem Gebiet sind. Man hätte natürlich gerne gewußt, ob man auf dem richtigen weg ist, aber wenn man an sich arbeitet und jeden Tag für sich übt, wird man viel weiter kommen als in einer Kunstschule, die unnötig viel Geld kostet. Das muss als Bestätigung reichen.
Meine Erfahrung macht meine Kunst einzigartig
Dieser Teil gefällt mir besonders gut! Statt in eine Schule zu sitzen, soll man aus eigenen Erfahrungen lernen. Ich soll genau meine Sicht der Dinge, mithilfe meiner Kunst zeigen. Wie wunderbar!!! Außerdem kann man kann von den ganz großen lernen, aus ihren Büchern und von ihren Bildern an den Wänden. Dafür braucht ist euch kein Professor notwendig.
Kreativität will dir nicht zur Last fallen
Sie wiederholt immer wieder, dass man sich nicht ständig beklagen soll, unter dem Fluch der Kreativität leiden zu müssen … Zusammenreißen, weitermachen, besser werden, für sich! Und je mehr man unter der Kreativität „leidet“ umso mehr entfernt sie sich von einem, denn sie will ja niemandem zur Last fallen. Sie zieht dann lieber weiter, an einen Ort wo sie mehr willkommen ist. Die Kreativität würde sich sehr darüber freuen, wenn man ihr öfter mal sagen würde, wie sehr man ihre Anwesenheit genießt!
Sich niemals unter kreativen Druck setzen. Man muss nicht der beste Künstler der Welt werden (nicht dass es nicht versehentlich trotzdem möglich wäre)., denn am Ende ist es „nur“ Kreativität. Man darf diese "Gabe" nicht zu ernst nehmen, oder wie John Lennon mal über die Beatles sagte: „We were just a Band!“
Die Affäre
Das charakteristische an einer Affäre ist ja (nicht dass ich je eine hatte, aber man kennt das ja aus Film und Fernsehen), dass man die Zeit dafür absolut nicht hat, aber sich trotzdem jede Sekunde die man irgendwo stehlen kann, dafür nimmt. Wieso es nicht mit der eigenen Kunst so machen? Es soll keine eingeschlafene Zweckbeziehung sein, die man mit seiner Kunst führt, sondern eine spritzige, spontane und aufregende Affäre. Zeit stehlen um zu Zeichnen. Jeder freie Minute dafür nutzen um Zeit miteinander zu verbringen. Die ToDos mal kurz vergessen und sich fallen lassen, Zeichnen.
Ich soll etwas völlig anderes tun
Sollte man sich mit seiner Kreativität mal nicht ganz so gut verstehen, daran verzweifeln der eine Enttäuschung dadurch erlitten haben, soll man einfach mal etwas ganz anderes tun, irgendwas, nur nicht nichts. Man darf in so einer Situation auch nicht vergessen sich selbst zu vergeben. Wenn man etwas erschaffen hat und es funktioniert am Ende nicht, wenn man Stunden, Tage, Wochen an einem Bild gesessen hat, das am Ende total misslungen ist, muss man sich das unbedingt selbst verzeihen. Das passiert den Besten, und das immer wieder. Einfach weitermachen, womit. Wichtig ist nur dass man immer in Bewegung bleibt, denn Inspiration kommt durch Bewegung.
Am Ende saß ich da und dachte:
Ich habe gelacht und geweint, und ich habe vor Lachen geweint. Dieses Buch hat mich so sehr im tiefsten inneren meiner Persönlichkeit, meiner Sorge und meiner leichten Verzweiflung getroffen, dass ich kaum glauben kann, dass es real sein kann. Und ich sage immer wieder, wenn man aufmerksam durchs Leben schreitet, die Augen immer offen hält, dann kommt das richtige zum richtigen Zeitpunkt, man muss es nur bemerken und es annehmen. Und das gilt nicht nur für Ratgeber und Bücher, die andere über ihre Erfahrungen geschrieben haben, das gilt auch für die Kreativität selbst. Man soll aus sich Kunst machen, und für sich Kunst machen. Ich für meinen Teil fühlte mich zur Gänze als Schriftstellerin wie auch als Illustratorin angesprochen. Die Kunst war immer schon Teil meines Lebens. Sie war immer hier und hat mich eigentlich immer glücklich gemacht, und mir sogar sehr oft geholfen, wenn ich nicht weiter wusste. Mein Kreativität ist wohl die größte und treuste Liebe meines Lebens. Mich gibt es nicht ohne meine Kreativität, und genau deshalb fällt es mir so schwer sie in eine Schiene zu lenken, sie in mein Leben fest einzuplanen. Es fällt mir offenbar auch schwer sie für irgendwas verantwortlich zu machen. Ich leide nicht wegen meiner Kunst, sie hilft mir wenn ich leide.
Und nun hat unsere Beziehung, nach all den unglaublichen Erkenntnissen die aus diesem Buch hervorgingen, ein neues Level erreicht. Ich wollte sie kurz gehen lassen, aber sie ließ mich nicht, sie wollte bleiben und meinte, „Wir bekommen das hin“. Ich lag falsch, wir hatten uns nicht entfremdet, wir haben nur noch nicht gelernt richtig miteinander zu kommunizieren. Wir leben zwar immer schon in einer Art Symbiose, aber so nah wie jetzt , waren wir uns noch nie. Diese Zeit, die wir jetzt hatten, die letzen Monate, war die intensivste die wir je hatten. Ich habe sie noch nie so gut verstanden, wir standen uns noch nie so nah, und das hat uns beiden ein bisschen Angst gemacht. Darauf werden wir ab sofort Rücksicht nehmen, und wir werden aufeinander hören. Ich habe keinen Plan, wie es nun mit uns weitergeht und wohin wir uns entwickeln, aber das ist total ok für mich, denn ab sofort und bis auf weiteres ist meine Kreativität für mich Herzsache. Keine Vernunft, keine Planung. Ich lasse es einfach geschehen. Ich zeichne, wenn mich die Muse küsst, schreibe einen Text zum gezeichneten und zeige mit jedem dieser Gesamtkunstwerke ein persönliches Stückchen meiner Selbst, denn all das Kreative, das durch meine Hand und mein Herz entsteht, entsteht aus meiner ganz persönlichen Erfahrung, all das hat mich mein Leben gelehrt. Es hat mich vor allem gelehrt, dass ich ohne meine Kreativität nicht vollständig bin. Ich weiß, dass ich sie nicht verdrängen kann, sie wegsperren oder wegdenken. Was ich auch noch zu wissen glaube ist, dass als nächstes eine Zeit kommt, eine Zeit der Inspiration, des Sammelns, denn immer wenn man etwas neues über sich lernt, muss man es erstmal annehmen und verinnerlichen, damit es nicht wieder weggeht. Ich werde vielleicht nicht so viel produzieren können in der nächsten Zeit, aber ich werde niemals nichts machen. Denn jetzt weiß ich nicht nur dass ich meine Kunst liebe, ich weiß auch dass sie mich liebt. Ich weiß nun sie kann auch ohne mich nicht, und wird deshalb auch nicht weggehen. Ich hatte sie nämlich schon mal verloren, aber wir haben wieder zueinander gefunden. Wir sind jetzt erwachsener, weiser und das Leben hat seine Spuren in unserem Denken hinterlassen. Jetzt kennen wir den Wert der Dinge und lassen nie wieder zu, dass irgendetwas zwischen uns gerät. Danke, Kunst, und danke Elizabeth Gilbert für diese Erkenntnis.
Aus eigener Erfahrung muss ich "leider" sagen, dass ich das Buch zwar jedem kreativen Menschen selbstverständlich herzlichst empfehlen kann, aber es wird möglicherweise nicht die selbe Wirkung haben wie bei mir. Von Zeit zu Zeit tauchen nämlich Bücher im Leben jedes Menschen auf, die ein kleines Stück das Leben verändern, aber das ist sehr individuell und nicht auf jeden übertragbar, leider. Trotzdem, auch wenn es bei euch nicht diesen WOW Effekt auslösen sollte, ist es trotzdem ein netter Ratgeber, mit sehr vielen unterschiedlichen Kapiteln und Themen. Ich bin mir sicher, da ist für jeden etwas dabei. Habt Spaß beim Lesen. Mrs. Gilbert ist eine wahrlich großartige und witzige Erzählerin. Und wenn es euch irgendwie möglich sein sollte, lasst es euch von ihr selbst erzählen, das macht die Sache noch 100 mal wunderbarer.
